Die Rohbau-Versicherung beim Hausbau

Der Bau eines Eigenheims ist für die meisten Menschen das umfangreichste finanzielle Vorhaben ihres Lebens. Nicht geht jedoch bei solchen Projekten alles nach Plan. Eine Rohbau-Versicherung trägt dazu bei, die Risiken zu minimieren.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Rohbau-Versicherung ist eine Art Vorversicherung für die Eigenheimversicherung.
  • Sie hat eine befristete Laufzeit, die von 6 Monaten bis zu 2 Jahren reicht.
  • Vor dem Abschluss einer Rohbau-Versicherung lohnt sich ein sorgfältiger Vergleich der Konditionen, da es zwischen den verschiedenen Anbietern große Unterschiede gibt.

Was ist eine Rohbau-Versicherung?

Bei diesem Finanzprodukt handelt es sich um eine spezielle Form der Eigenheimversicherung. Sie tritt ab dem offiziellen Zeitpunkt des Baubeginns in Kraft und endet, wenn das Haus fertiggestellt ist. Ab der offiziellen Übergabe des Hauses wird sie durch die Eigenheimversicherung abgelöst. Die Rohbau-Versicherung schützt den Bauherrn vor Schäden, die während der Bauphase des Hauses auftreten. Erfolgt ein nahtloser Übergang in eine Eigenheimversicherung bei derselben Versicherungsgesellschaft, bleibt die Rohbau-Versicherung in der Regel beitragsfrei.

Welche Bestandteile sind in einer Rohbau-Versicherung enthalten?

Die Rohbau-Versicherung ist modular aufgebaut. Laut dem Rat von Versicherungsexperten sollten folgende Module in der Police enthalten sein:

  • Feuerversicherung
  • Sturmschadenversicherung
  • Haftpflichtversicherung für Haus- und Grundbesitz
  • Bauherren-Haftpflichtversicherung
  • Leitungswasserschaden-Versicherung

Die Bauherren-Haftpflichtversicherung als wichtigster Bestandteil

In der Mehrzahl der Policen ist bereits eine Bauherren-Haftpflichtversicherung enthalten. Manchmal muss sie jedoch für einen Aufpreis extra gebucht werden. Das sollte auf jeden Fall erfolgen, weil sie im Schadensfall den Bauherrn vor dem finanziellen Ruin bewahrt.
Der Bauherr ist für die Sicherheit auf der Baustelle verantwortlich. Er hat dafür zu sorgen, dass im Verlauf der Baumaßnahmen weder Personen zu Schaden kommen noch Sachen beschädigt werden. Diese Verantwortung erstreckt sich nicht nur auf den Bauherrn, seine Familie und die auf der Baustelle Beschäftigten, sondern auch auf Personen, die unbefugt die Baustelle aufsuchen. Kommt jemand zu Schaden, kann er den Bauherrn verklagen.

Die Leitungswasserschaden-Versicherung kommt erst dann für Schäden auf, wenn die Installation der Leitungen und der Heizungsanlage abgeschlossen ist. Die Sturmschadenversicherung gewährt erst Deckung, wenn das Gebäude vollständig geschlossen ist.

Zusätzliche Risiken

Unter Umständen kann es sich lohnen, in der Rohbau-Versicherung zusätzliche Risiken abzudecken. Diese sind in einer Elementarschäden-Versicherung enthalten und umfassen:

  • Blitzschlag
  • Explosionen
  • Rückstau von Leitungswasser
  • Schneelast
  • Überschwemmungen durch Starkregen
  • Erdrutsche
  • Erdbeben
  • Lawinen (inklusive Dachlawinen)

Der Versicherungsschutz erstreckt sich nicht nur auf den Rohbau, sondern umfasst die gesamte Baustelle sowie die dort gelagerten Materialien und abgestellten Geräte.
In einigen Policen ist die Deckung gegen Elementarschäden bereits enthalten, andere Anbieter verlangen dafür einen Aufpreis.

Wie sinnvoll ist eine Rohbau-Versicherung?

Versicherungsexperten raten, so eine Versicherung auf jeden Fall abzuschließen, weil sie existenzgefährdende Risiken absichert. Ein Haus ist in der Bauphase zudem größeren Gefahren ausgesetzt als ein fertiges Gebäude, das abschließbar ist. Beim Bauen können leicht Unfälle geschehen, für die der Bauherr verantwortlich gemacht wird. In Verbindung mit den Bauarbeiten können Beschädigungen auftreten, Kinder spielen auf der Baustelle und kommen zu Schaden, Baumaterial oder Maschinen werden gestohlen und viele andere Dinge mehr. In Anbetracht der Tatsache, dass eine Rohbau-Versicherung beitragsfrei gestaltet werden kann bzw. die Prämien relativ gering sind, handelt es sich um eine sinnvolle Versicherung.

Wie sieht es mit Deckungssumme und Laufzeit aus?

Die Deckungssumme sollte auf jeden Fall hoch genug sein, um das Eigenheim im Fall seiner vollständigen Zerstörung wieder aufbauen zu können. Viele Versicherungsgesellschaften arbeiten mit pauschalen Summen. In der Branche sind folgende Deckungssummen üblich:

  • 000 Euro
  • 000 Euro
  • 1 Million Euro

Die Laufzeit beginnt bei 6 Monaten und reicht bis zu einem Maximum von 2 Jahren. In der aktuellen Situation sind Handwerker knapp. Dadurch verlängert sich die durchschnittliche Bauzeit. Die Situation wird durch den Mangel an Material und Teilen noch verschärft. Daher ist es im Moment besser, eine Laufzeit der Rohbau-Versicherung von 2 Jahren zu wählen.

Die Pflicht zur Schadensminderung

Bestandteil der Konditionen einer Rohbau-Versicherung ist die Pflicht des Bauherrn zur Schadensminderung. Das bedeutet, dass der Bauherr im Fall eines Schadens alles in seiner Kraft stehende zu tun hat, um die Ausmaße des Schadens so gering wie möglich zu halten.
Konkret gesagt bedeutet das, der Bauherr muss bei Ausbruch eines Feuers unverzüglich die Feuerwehr alarmieren. Kommt es zu Schäden durch Leitungswasser, muss der Haupthahn unverzüglich geschlossen werden. Entstehen Schäden durch einen Sturm, ist der Bauherr zur provisorischen Abdeckung des Rohbaus und zur Verankerung loser Teile verpflichtet. Das muss geschehen, sobald es gefahrlos möglich ist.

Das Verhalten im Schadensfall

Der Versicherungsnehmer ist verpflichtet, einen Schaden der Versicherung so schnell wie möglich zu melden. Für diesen Fall haben Versicherungsgesellschaften E-Mail-Adressen und telefonische Hotlines eingerichtet, die rund um die Uhr erreichbar sind.
Die Schadensmeldung sollte so detailliert wie möglich sein. Versicherungsexperten empfehlen, Fotos der Schäden mit dem Smartphone zu machen und sie als Anhang der E-Mail zu verschicken. Geht es bei der Schadensmeldung um einen Diebstahl oder wurde eine Strafanzeige gestellt, benötigt die Versicherung zur Regulierung auf jeden Fall das Aktenzeichen der Polizei. Eventuell können Zeugen benannt werden.
Mit Aufräum- und Reparaturarbeiten kann erst begonnen werden, wenn die Versicherung einen Gutachter geschickt und der sein Okay gegeben hat. Eigenmächtige Reparaturversuche können zum Verlust des Versicherungsschutzes führen.
Ein gutes Beispiel dafür sind eingefrorene Heizkörper. Sie dürfen nur durch einen Fachmann aufgetaut werden, um bleibende Schäden zu vermeiden.

Wo schließt man eine Rohbau-Versicherung ab?

In der Praxis hat sich ein zweistufiges Vorgehen am besten bewährt. Der angehende Bauherr sollte sich auf verschiedenen Vergleichsportalen über die verschiedenen Angebote informieren. Das dient jedoch lediglich dazu, die Basiskonditionen wie versicherte Risiken, Prämien und Laufzeit kennenzulernen. Im zweiten Schritt ist es am besten, sich an einen unabhängigen Versicherungsexperten zu wenden. Der verlangt für seinen Service zwar ein Honorar, berät dafür aber objektiv. Aufgrund seines Wissens und seiner Erfahrungen empfiehlt er die optimale Police und ist zudem in der Lage, Fragen detailliert zu beantworten.

Zusammenfassung

Eine Rohbau-Versicherung ist der Vorläufer der Eigenheimversicherung. Sie schützt das Haus während der Bauphase, vom Beginn bis zur Fertigstellung. Die Laufzeit der Rohbau-Versicherung ist auf maximal 2 Jahre befristet. Die Versicherung ist modular aufgebaut. Der wichtigste Bestandteil ist die Bauherren-Haftpflichtversicherung. Risiken durch Elementarschäden können ebenfalls versichert werden. Versicherungsexperten schätzen eine Rohbau-Versicherung als sinnvoll ein. Vor dem Abschluss eines Vertrags empfiehlt sich ein sorgfältiger Vergleich.